Dolce Cita
— DJ 


Dolce Cita (@d0lcecita) war schon immer die, die ihre Freunde mit guter Musik versorgt hat. Doch das reichte ihr irgendwann nicht mehr aus und sie fing an zu mixen. Heute ist sie DJ und legt auf verschiedenen Veranstaltungen auf. Dabei fokussiert sie sich nicht nur auf ein Musikgenre. Sie lässt sich von allen möglichen Richtungen inspirieren.

Dolce Cita, was muss man über dich wissen?
    Ich bin eine sehr loyale Person. Wer mich kennt, der weiß, dass mir meine Freunde das wichtigste sind, die mich auch immer supporten. Sie sind die ersten, mit denen ich meine neuen Ideen teile.
    Ich bin ein sehr offener Mensch, obwohl ich äußerlich nicht so wirke. Und ich bin sehr lustig (lacht), lache sehr gerne.

Wieso hast du diesen Künstlernamen ausgewählt?
    Vor anderthalb Jahren hieß mein Künstlername noch anders. Ich hieß vorher Yung Cita. Ich konnte aber irgendwann das Yung nicht mehr sehen. Diesen Namen habe ich echt lange gehabt, auch bevor ich schon aufgelegt hatte. Daher fiel es mir etwas schwer, mich von ihm zu trennen. Aber Yung war mir einfach zu inflationär geworden. Ich habe einen Künstlernamen gebraucht, mit dem ich mich mehr identifizieren konnte.
    Mein Vater kommt aus Sizilien, daher dachte ich, dass Dolce irgendwie zu mir passt. Und das Cita habe ich von meinem Lieblingssong Mamacita von Travis Scott übernommen. Dolce Cita steht mehr für meine Identität und die Person, die ich bin. Viele haben den Namen auch direkt übernommen. Obwohl es nicht so einfach ist, einen neuen Künstlernamen durchzusetzen. Die meisten sprechen mich auch mit Cita an. Jetzt bin ich auch sehr happy mit diesem Namen.


Erzähl uns von deinem Werdegang. Wie wird man eine DJ?
    Als Kind wollte ich immer Sängerin werden. Ich habe schon immer einen krassen Bezug zur Musik gehabt. Habe aber leider nie ein Instrument gelernt. Aber dafür viel getanzt und gesungen. Ich wollte immer wie Beyonce sein (lächelt). Wie das bei vielen jungen Mädchen der Fall war.
    Im Schulalter war ich nicht sehr selbstbewusst und eher introvertiert. Also das krasse Gegenteil von dem, wie ich jetzt bin. Ich hatte immer viel Selbstzweifel gehabt, was sich bis so Anfang 20 gezogen hat. Weswegen ich auch relativ spät mit dem Auflegen angefangen habe. Ich hatte irgendwann den Wunsch, mich irgendwie kreativ auszuleben.
    Es hat dann das alles so angefangen, dass ich Veranstaltungen von Freunden besucht habe. Und ich war schon immer die Person, die alle mit Musik versorgt hat. Wurde dann immer öfter gefragt, ob ich darüber nachgedacht habe, aufzulegen. Ich war erst so: Ne, das ist nichts für mich. Konnte mir überhaupt nicht vorstellen, vor so vielen Menschen so etwas zu machen. Dann habe ich ein ganzes Jahr lang hin und her überlegt. Heute denke ich, dass das sehr blöd war. Es musste ja nicht direkt heißen, dass ich es vor Menschen machen muss. Konnte ja auch erst einmal nur für mich Musik machen.
    Irgendwann habe ich mich getraut, mir einen kleinen Controller zu kaufen, was in meinem Budget war (lacht), paar Mixe zu machen und auf Soundcloud hochzuladen. Die Leute, die Bock draufhatten, sollten sich das anhören.
    Und da kam es auch schnell dazu, dass ich für Veranstaltungen angefragt wurde. Den ersten Gig hatte ich damals auf einer Benefizveranstaltung. Es war alles super chillig. Ich hatte mit meinem kleinen Controller aufgelegt und war natürlich super aufgeregt. Aber im Endeffekt hatte es niemanden gejuckt, ob der eine Übergang perfekt saß oder nicht.
    Es bekam dann immer mehr die Gelegenheit, auf Veranstaltungen aufzulegen. Dass ich dabei auch quasi im Fokus stand, machte mir nach einer Weile nichts aus. Wenn ich mal abends weggehe, beobachte ich ja auch nicht jeden einzelnen Schritt des Djs. Man fühlt da einfach die Musik und alles andere ist egal. Ich kam gut an und mein Umfeld hat mich auch immer unterstützt, was mir ein gutes Gefühl gegeben hat. Ich fühle mich vor allem bestätigt und kann daraus Kraft schöpfen. Durch Corona wurden ja leider auch keine Veranstaltungen mehr organisiert, aber jetzt geht's wieder los.

Ich habe gesehen, dass du auch mal für HIPHOP.DE aufgelegt hast.    
    Durch Corona wurden Streams etabliert, die die Leute von zu Hause mitverfolgen konnten. Ich durfte dann bei denen im Studio in Düsseldorf ein einstündiges Set spielen. Für mich war es voll das große Ding, weil ich die Plattform sehr nice finde. Neben meinem liefen auch Streams von anderen DJs. Schön, dass man die Möglichkeit für so etwas hatte und trotz der Umstände, etwas von sich zeigen konnte. Es war auf jeden Fall eine sehr coole Erfahrung, was mir auch voll in Erinnerung geblieben ist.

Wie sieht ein typischer Tag bei dir aus?
    Ein Tag, wo ich mal nicht arbeiten muss, sieht so aus: Morgens trinke ich immer mein Kaffee mit Hafermilch. Wenn ich motiviert bin, gehe ich auf jeden Fall zum Sport, den ich als Ausgleich brauche.
    Ich war vor kurzem eine Woche in Quarantäne. Da habe ich mich auf das danach vorbereitet: Sachen sortiert, vor allem Musik, alte Sachen ausgemistet oder mich ein bisschen an das Programm Ableton herangetastet.

Wie gehst du beim Mixen von neuen Tracks vor? Woher holst du deine Inspiration?
    Ich mixe oft für gewisse Anlässe oder bestimmte Tage. Beispielsweise habe ich mal zum Valentinstag etwas gemacht. Oder als die Stier-Saison angefangen hat, habe ich mit einer Freundin, die auch auflegt, etwas gemixt. Wir sind beide Stiere.
    Manchmal kommt alles auch so spontan: Ich stehe morgens auf und habe dann so eine
    Eingebung, eine Idee, die ich direkt umsetzen will. Da gucke ich einfach, welche Songs passen. Oder wenn ich bestimmte Vibes übermitteln möchte, wähle ich die Songs danach aus. Es ist wirklich immer stimmungsabhängig bei mir.

Wie sieht deine „Arbeitsuniform“ aus?
    Auch hier nach Gefühl. Entweder habe ich Lust fancy auszusehen und mich richtig schick zu machen oder aber auch einfach chillig hinzugehen. So in Baggy Hose und weißes T-Shirt drüber und das war's. Es kommt auch ein bisschen auf den Veranstaltungsort an. Wenn ich weiß, ich lege in irgendeinem fancy Restaurant oder Club oder so auf, da kleide ich mich natürlich auch dementsprechend.

Welcher Mix von dir ist dein Favorit?
    Das ist immer so schwierig zu beantworten. Wenn ich etwas neues Mixe, denke ich mir immer so: Okay, das ist jetzt mein favourite! Und dann mache ich einen neuen und denke, nein das ist mein favourite (lacht).
    Welcher ist denn jetzt wirklich mein Lieblingsmix (überlegt)? Ich glaube echt der AMORE PER SEMPRE, den ich zu Valentinstag gemacht habe. Ich habe jetzt auch vor kurzem einen etwas elektronischen Mix rausgebracht, den ich auch sehr feiere. Ich glaube, das sind so meine zwei Lieblinge.
    Ich muss aber auch sagen, dass ich paar Mixe auch von Soundcloud mal runtergenommen habe (lacht). Vor allem die älteren. Manchmal höre ich mir die auch gar nicht richtig an und wenn ich es dann doch tue, denke ich mir: Das geht gar nicht, muss ich auf jeden Fall löschen! Aber tue es dann doch nicht, weil ich an den Erinnerungen an die Zeit, wo ich das gemacht habe, hänge.

Wer ist dein größtes Vorbild?
    Ich habe kein Vorbild. Ich versuche mich immer nur an das Beste einer Person zu orientieren. Zu sagen, ich möchte genau wie sie sein oder ich möchte genau das erreichen, was die Person erreicht hat, finde ich immer schwierig. Jeder Lebensweg ist anders und jeder bringt andere Ressourcen mit. 
    Ich bewundere aber oft meine Mutter für das, was auf die Beine gestellt hat. Sie hat mich super jung bekommen. Diese Stärke, die sie hat, ist etwas, woran man sich auf jeden Fall orientieren sollte.
    Ich versuche immer, mich selbst zu übertreffen. Am Anfang des Jahres stelle ich mir persönliche Ziele auf, die ich dann auf jeden Fall erreichen möchte. Am Ende schaue ich mir an, was ich alles geschafft habe und was nicht. Das nehme ich dann wieder als Ansporn für das nächste Jahr oder die Zukunft.
    Auf Instagram inspirieren mich auch viele Frauen. Vor allem die, die auflegen. Ich tausche mich dann mit ihnen aus oder versuche sie zu supporten.

Welche Erfahrungen hast du als weiblicher DJ bisher gemacht?
    In erster Linie mache ich eher positive Erfahrungen als negative. Die Männer, die ich kenne, die Veranstaltungen planen, sind eher offen für Frauen und unterstützen sie. Für sie ist das gar kein Thema. Sie zeigen mir immer, dass sie mich dabeihaben wollen und meine Arbeit nice finden. Sie sehen mich als ein Teil der Veranstaltung.
    Wenn ich Jobs von Personen annehme, die ich nicht kenne und die mir eher vermittelt werden, erlebe ich auch schonmal, dass die Leute überrascht sind, wenn sie mich sehen. Wenn ich dann technische Fragen habe, spüre ich auch, dass auf mich herabgeschaut wird. Dieser typische Gedanke, Frauen haben keine Ahnung von Technik, kommt dann auf.
    Vieles wird auch nur aufs Aussehen reduziert. Letztens bekam ich eine Anfrage, wo jemand zu mir meinte: Du siehst ja auch ganz gut aus, deswegen kannst du ja auch bestimmt auflegen. Warum ist das überhaupt relevant? Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ich muss aber sagen, dass ich so etwas echt selten erlebe.

Welche Musik hast du zuletzt gehört?
    Einen Soundcloud-Mix von Kevin Kofii.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
    Ich lege mich da gar nicht auf ein Genre fest. Bunt gemischt, also einfach so, wie ich Lust habe. Aber es geht schon in die Richtung von R’n’B, Rap, Afro-oder elektronische Sachen. Also ich mag es nicht, mich nur auf ein Genre zu fokussieren. Musik ist so facettenreich und vielfältig. Es ist zu schade, sich auf nur auf eine Sache festzulegen. Oft denke ich mir aber auch, ob ich doch nicht zu durcheinander mische?!

Wann hast du dich zuletzt so richtig aufgebrezelt? Was hattest du an?
    Ich muss da kurz auf meinem Instagram schauen. An dem Tag hatte ich sogar ein Bild hochgeladen (lacht). Ich war mit meinen Freundinnen in einer Bar etwas trinken. Ich hatte eine Hüfthose mit einem Vintage-Oberteil an, was eigentlich auch ein bisschen Oma-mäßig aussieht. Aber fand es trotzdem sehr cool. Dazu hatte ich hohe Schuhe an.


Was hat es mit High Grade 500 auf sich?
    Das wird meine Veranstaltung, die ich gerade plane. Ich habe meine Masterarbeit über eine Veranstaltung geschrieben und mich deswegen mit den ganzen Rahmenbedingungen befasst. So kam ich auf die Idee, eine eigene zu planen. Ich glaube, dass das jetzt auch ein guter Zeitpunkt ist, weil viele wieder Lust haben, etwas zu unternehmen. Es wird in einer Bar stattfinden und ist als After-Work-Veranstaltung gedacht. Ich liebe diesen Bar-Vibe! Ich bin auch schon mega aufgeregt und gespannt, wie es wird und ob es gut ankommt. Es ist auch erstmal als Versuch gedacht. Ich versuche mir da nicht zu viel Stress zu machen. Wenn es gut läuft, soll High Grade 500 dann mal alle paar Monate stattfinden.

Wie sieht deine Zukunft als DJ aus?    
    Ich würde sehr gerne beruflich etwas mit Musik machen, beispielsweise bei einem Label. Ich bin auch ein Mensch, dem Sicherheit sehr wichtig ist und es ist leider ein unsicherer Job.
    Ich möchte mich aber vor allem daran zurückerinnern, dass ich das Ganze angefangen habe, weil es mir Spaß macht.